- Jahrgang 18 (2016)
- Vol. 18 (2016)
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- Ausgabe 2
- Nr. 2
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- Seiten 43 - 47
- pp. 43 - 47
Zwischen Ausfuhrverboten und Restitutionsgeboten
Die Bedeutung des Kulturgutschutzgesetzentwurfs für den Umgang mit NS-Raubkunst
DOI https://doi.org/10.15542/KUR/2016/2/4
Abseits der zurzeit vehement geführten Debatte um die geplante Erweiterung der Ausfuhrverbote des Kulturgutschutzgesetzes (KultgSchG) ist bislang weitgehend unbeachtet geblieben, dass der Entwurf der Gesetzesnovelle Eigentümern von NS-Raubkunst erstmals unter bestimmten Voraussetzungen ein „Recht auf Ausfuhr“ einräumt. Durch diese begrüßenswerte Neuerung soll sichergestellt werden, dass die Ausfuhrverbote des neuen KultgSchG nicht der Selbstverpflichtung Deutschlands zur Restitution von NS-Raubkunst nach den Washingtoner Prinzipien entgegenstehen. Unverständlich ist hingegen, dass der Gesetzesentwurf weiter an die auf Grundlage der Ausfuhrverordnung von 1919 verfügten Ausfuhrverbote, und somit an eine Bestimmung, die vom NS-Regime zum Kunstraub an jüdischen Emigranten missbraucht wurde, anknüpft.
The intensification of export bans that are part of the German cultural property protection law has been fiercely debated. But it has remained widely unnoticed that the draft of the new law provides owners of Nazi-looted art with a “right to export” under certain conditions. With this welcome amendment, the drafters want to guarantee that the intensified export bans do not conflict with Germany’s commitment to restitute Nazi-looted art according to the Washington Principles. However, it is incomprehensible why the draft law still links export bans to the current law that were enacted on the basis of an export law from 1919 which was abused by the Nazi-Regime in order to dispossess Jewish emigrants from their art treasures.