Weiter zum Inhalt

Umzugsgüter Tietz

Die Verwertung von Emigrantengut durch den Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburg am Beispiel der eingelagerten Mobilien von Georg und Martin Tietz

DOI https://doi.org/10.15542/KUR/2018/6/4

Caroline Flick


Die Unternehmer Georg und Martin Tietz wurden nach 1933 aus ihrem Warenhauskonzern gedrängt. Sie emi­grierten mit ihren Familien nach Liechtenstein, nahmen dort die Staatsbürgerschaft an, ließen jedoch ihre Mobilien vorerst in Berlin einlagern. Zur Ausfuhr dieses Umzugsgutes bedurfte es der Taxierung von Wertgütern, für die Zwangsabgaben zu entrichten waren. Diese Bewertung trieb die Enteignung voran.

Nicht per Ausbürgerung zu bewerkstelligen, wurde demzufolge mit Einzelverfügungen das inländische Vermögen der Brüder „zugunsten des Deutschen Reiches eingezogen“ erklärt. Die Verwertung dessen begann unmittelbar darauf, übernommen von der Vermögensverwertungsstelle des Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburg. Sie ging arbeitsteilig vor und bediente verschiedene Vertriebswege, sie nach Art und Wert der anfallenden Objekte zu beschicken.

Die Tätigkeiten der Vermögensverwertungsstelle können hier exemplarisch analysiert werden. Im Verlauf der Verwertung zeigt sich, dass der Weg einzelner Güter dadurch bestimmt wurde, wer sie nach der Vereinnahmung zuerst an die Hand bekam und darüber Entscheidungen traf.

Trotz eines immensen Schwunds an Objekten und Informationen lässt sich an einigen unikalen Gütern auch deren Weg zu heutigen Standorte rekonstruieren, im zweiten Teil des Aufsatzes dargestellt. Er erscheint in der folgenden Ausgabe der vorliegenden Zeitschrift.

Caroline Flick 1

1 Dr. Caroline Flick ist Historikerin und arbeitet als unabhängige Wissenschaftlerin in Berlin, wo sie seit 2006 Material zum Auktionshaus Hans W. Lange (1937-1945) sammelt. Grundsätzliches Interesse an Verfahren der Entziehung im NS-Staat und der Sozialgeschichte der Akteure führte zu einer intensiveren Beschäftigung auch mit dem Berliner Kunsthandel wie dem Kunstmarkt der Zeit, wozu sie an verschiedenen Orten publiziert hat www.carolineflick.de. Sie ist Gründungsmitglied des Vereins Tracing the Past e.V. und war 2017/18 Vorstandsmitglied im Arbeitskreis Provenienzforschung.

Empfehlen


Export Citation