Skip to content

Editorial

free


DOI https://doi.org/10.15542/KUR/2011/3-4/1

Ulf Bischof


Liebe Leser,
150 km östlich von Ankara lag einst Hattuscha, die Hauptstadt der Hethiter. Diese herrschten im 2. Jahrtausend v. Chr. Und bildeten neben den Ägyptern und Assyrern das mächtigste Reich im Alten Orient. Die Eselskarawanen der assyrischen Händler brachten den Hethitern die Keilschrift. Bei Ausgrabungen im Jahre 1906 entdeckten der Deutsche Hugo Winckler und sein osmanischer Kollege Theodor Makridi ein riesiges Keilschriftenarchiv, darunter auch den ältesten bekannten Friedensvertrag zwischen Ramses II. und Hattusili III. Die hethitischen Tontafeln gelangten während des Ersten Weltkrieges zur Restaurierung nach Berlin und mit ihnen zwei Sphingen. Die eine Sphinx sandte man 1924 nach Istanbul zurück, die andere behielt man in Berlin. Der Hintergrund dieses Verbleibs ist ungeklärt, Dokumente dazu existieren nicht oder nicht mehr. 1938 forderte die Türkei die zweite Sphinx vergeblich heraus und wurde letztes Jahr erneut vorstellig. Die Drohung, deutsche Ausgrabungen in der Türkei zukünftig zu verbieten, machte Eindruck und wurde gleichzeitig kritisiert. Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, früher selbst Leiter des Deutschen Archäologischen Instituts, war hier sicher besonders sensibel. Ende Juli 2011 reiste die Sphinx nach Hause - "Sphinx weg. Berlin bekommt eine Kopie" titelte die Boulevardpresse begeistert.
Wenn Sie sich etwas Zeit für Kulturgüter und Recht nehmen wollen, den "Wettlauf um die Kunstschätze" und das "muntere Stehlen, Schmuggeln und Betrügen", dann sei Ihnen der kolossale Aufsatz von Kurt Siehr empfohlen.
Eine informative Lektüre wünscht herzlichst Ihr

Share


Export Citation