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Wahrheit(en). Provenienzforschung zwischen Authentifizierung, Wertbestimmung und Restitution

DOI https://doi.org/10.15542/KUR/2023/2/7

Jasmin Hartmann


Provenienzforschung, wie sie heute existiert, ist per se interdisziplinär und beschäftigt sich mit der Rekonstruktion und Kontextualisierung von Besitz- und Eigentumswechseln eines Kunstwerks. Sie ist zentral, wenn es darum geht, die Echtheit, den aktuellen Marktwert und die Vermarktbarkeit eines Objektes zu bestimmen. Professionalisiert, spezialisiert und vernetzt hat sich die Provenienzforschung aber insbesondere in den letzten 25 Jahren in der Erforschung von Unrechtskontexten. Dabei klärt sie, inwiefern historische Eigentumswechsel nach heutigen juristischen und ethischen Maßstäben restitutionsrelevant sind. Neben den Objekten als solchen dienen auch schriftliche und mündliche Überlieferungen als Quellen, deren Wahrheitsgehalt, Aussagekraft und Widersprüchlichkeit nahezu forensisch aufgedröselt wird. Durch Lücken in der Überlieferung, unterschiedliche Interpretationen, aber auch unzureichende Forschungsressourcen ist die Provenienzforschung die bestmögliche Annäherung an die historische Wahrheit. Gerade weil die Provenienz den Verkaufswert erheblich steigern oder mindern kann und heterogene Akteur*innen unterschiedliche Ziele im Kunstmarkt verfolgen, kommt den Kunstsachverständigen eine zentrale Rolle zu, um Standards zu setzen, zu kontrollieren und gegebenenfalls einzufordern. Der folgende Beitrag skizziert die Sorgfaltspflichten von Kunstsachverständigen mit einem Fokus auf potenziell NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgütern.

Jasmin Hartmann 1

1 Jasmin Hartmann ist Kunsthistorikerin und Leiterin der Koordinationsstelle für Provenienzforschung in Nordrhein-Westfalen.

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